Manchmal schaut man eine Serie, die man gar nicht erwartet hat, und denkt sich: „Das war jetzt anders, als ich dachte.“ Genau das ist mir passiert, als ich „Levi Strauss und der Stoff der Träume“ auf ARD gesehen habe. Wer sich die Serie erstmal selber ansehen möchte und sich von mir den Spass nicht verderben will, kann sich hier zur ARD Mediathek klicken und sich die 4 Folgen kostenlos erstmal ansehen. Anbei noch der Trailer, danach geb ich meinen Senf zur TV Serie ab.
Gleich mal vorne vorweg, ja, ich gebe zu, ich hatte zunächst keine großen Erwartungen. Eine historische Serie über die Entstehung der Jeans? Klingt nach einem trockenen Geschichtsexkurs, dachte ich. Aber irgendwie hat mich die Idee doch neugierig gemacht – und natürlich die Tatsache, dass es nur vier Folgen waren. Perfekt für ein Wochenende, dachte ich mir.
Die Serie beginnt mit einem Schiff voller Auswanderer auf dem Weg nach Amerika. Diese Szene hat mich sofort an die Geschichten von meinen eigenen Vorfahren erinnert, die irgendwann im 19. Jahrhundert auch ihr Glück in der Neuen Welt gesucht haben. Besonders Levi Strauss und Jacob Davis, gespielt von Vincent Redetzki und Anton von Lucke, hatten sofort meine Aufmerksamkeit. Zwei Männer, die in Zeiten von Unsicherheit und Vorurteilen ihre Träume verfolgen – das hat etwas Inspirierendes.
Aber ehrlich gesagt, die ersten zwanzig Minuten waren etwas holprig. Es gab viele Klischees: das mühtige Auswandererschiff, die melancholischen Geigen im Hintergrund, und natürlich ein Drama à la Hollywood mit einem kranken Hund, der erlöst werden musste. Es war fast ein bisschen zu viel Kitsch. Doch dann, als die Geschichte nach Kalifornien verlegt wurde, hat die Serie Fahrt aufgenommen.
Man muss sagen, die Kostüme und Kulissen sind großartig. Die Wildheit und Gesetzlosigkeit des Goldrauschs wurde gut eingefangen, auch wenn die Serie hier und da etwas zu glatt wirkte. Besonders spannend fand ich die Dynamik zwischen Levi und Jacob, die gemeinsam diese revolutionären Arbeitshosen – unsere heutigen Blue Jeans – entwickelt haben. Es war faszinierend zu sehen, wie sie trotz aller Widrigkeiten nicht nur überlebt, sondern auch innoviert haben.
Natürlich gibt es Schwächen. Die Nebencharaktere wie J.C. Eddy, der typische Fiesling, waren zu eindimensional. Die Konflikte schienen manchmal zu simpel gelöst. Aber dann gab es diese kleinen Momente – wie die Szene, in der Levi seine patentierte Hose mit den Nieten in San Francisco vorstellt. Zwei Pferde sollen versuchen, sie zu zerreißen. Diese Art von öffentlicher PR hat mich wirklich schmunzeln lassen. Man merkt, dass auch damals Marketing schon eine Kunst war.
Die Serie hat mich auch nachdenklich gemacht. Blue Jeans sind heute ein Alltagsgegenstand, aber die Geschichte dahinter ist eine Reise voller Mut, Kreativität und Zusammenarbeit. Sie steht für den amerikanischen Traum – oder zumindest für das, was er einmal war. Es ist beeindruckend, wie Levi und Jacob aus ihrer Not eine Tugend gemacht haben.
Nach den vier Folgen war ich fast ein bisschen wehmütig, dass es schon vorbei war. Ich hätte gerne mehr von den beiden gesehen, mehr von ihren Höhen und Tiefen. Aber das ist vielleicht auch das Zeichen einer guten Serie: Sie lässt dich nicht los.
Nebenbei hat mich die Serie auch an einen Artikel erinnert, den ich vor zwei Jahren für die Wuppertaler Rundschau geschrieben habe. Es ging um sechs Jeans-Trends für 2023. Lustigerweise sind viele dieser Trends auch heute noch aktuell – das zeigt, wie zeitlos Jeans sind. Ich überlege, ob ich einen Nachfolgeartikel über Jeans-Trends 2025 schreiben soll. Vielleicht würde sich das gut auf meinem Blog machen? Was meint ihr?
Am Ende des Tages hat mich „Levi Strauss und der Stoff der Träume“ inspiriert. Vielleicht nicht die beste Serie aller Zeiten, aber definitiv eine, die mich unterhalten und zum Nachdenken gebracht hat. Falls ihr sie noch nicht gesehen habt, schaut mal rein. Wer weiß, vielleicht entdeckt ihr auch etwas, das euch bewegt.
P.S: Falls wir uns nicht mehr lesen sollten, einen guten Rutsch ins neue Jahr!